T911-A Dual Trigger Delay und T993 Trigger Envelope Voltage Router



Einleitung

Diese beiden Module wurden und werden in vielen System 55 - Instrumenten zusammen mit drei 911 ADSRs und drei 902 VCAs kombiniert, um ein internes vorverdrahtetes Patching von zwei STrigger-Ereignissen zu drei ADSR-Modulen und dann weiter zu drei korrespondierenden VCAs bereitzustellen. Das wird mit Hilfe des T993 Trigger Envelope Voltage Routers durchgeführt, welcher zwei voneinander unabhängige STrigger-Ereignisse wie beispielsweise von einem Keyboard oder einem MIDI-Interface oder einem Sequenzer verarbeitet. Diese STrigger - Ereignisse bilden ein logisches ODER und können intern auf bis zu drei ADSR-Module geschaltet werden. Die Hüllkurven dieser ADSRs werden zum T993 zurückgeroutet, wo sie dann zu drei korrespondierenden VCAs weitergeleitet werden können. Das kann mittels Schalter des Frontpanels durchgeführt werden.
Also stellt das T993 eigentlich keinen Router im Sinne des Wortes dar, wie die Modulbezeichnung impliziert, da die Ziele der Trigger-Ereignisse und die der Hüllkurven vordefiniert sind und nicht frei gewählt werden können. Der Benefit des T993 ist die Bereitstellung eines (abschaltbaren) internen Standard-Patchings, welches externe Patchkabel einspart und Patches simpler macht. Wenn die interne Verdrahtung am Router abgeschaltet wird, können die betroffenen ADSRs und VCAs in andere Patches integriert oder für andere Funktionen als im Standard verwendet werden.

Die andere Hälfte des hier beschriebenen Doppelmoduls ist mein Clone des sogenannten "Dual Trigger Delay", welches aus zwei kaskadierbaren Verzögerungseinheiten besteht. Sie funktionieren so, dass ein eingehendes STrigger-Event für eine an einem Poti einstellbare Zeit zwischen 2 msec uns 10 sec verzögert und dann an den Ausgang weitergegeben wird. Es wird allerdings nur der Start des Ereignisses verzögert, nicht das Ende. Wenn sich das Eingangs-Event beendet, so beendet sich das Ereignis am Ausgang augenblicklich mit.
Das T911-A besteht aus zwei kaskadierbaren Verzögerungseinheiten.
Die beiden Module T993 und T911-A bilden eine Funktionseinheit, da der zweite und dritte über das T993 angeschlossene ADSR von den verzögerten Ausgängen des T911-A angesteuert werden.

Obwohl beide Module meines Wissens unabhängig voneinander von Moog bezogen werden konnten, habe ich niemals Bilder oder Informationen von originalen Moog-Systemen in die Hände bekommen, wo nur eines der beiden verbaut war. Sie wurden immer als funktionale Einheit zusammen verkauft, so dass ich beschlossen habe, sie als Kombinationsmodul zusammenzufassen. Und damit ist dann auch die Funktionseinheit (s. u.) vollständig.

T911-A Dual Trigger Delay und T993 Trigger Envelope Voltage Router Kombinationsmodul



Vollständige Funktionseinheit des Moog System 55 clone:


Interne Vorverdrahtung / Patching der Funktionseinheit:


Unterschiede zum Original

Wie für meine T902 oder T911 Clones habe ich beschlossen, mehrere Module (T911-A und T993) zu einem Modul mit einem Frontpanel aus den oben beschriebenen Gründen zu kombinieren.

Wie für meinen TCP3A Clone habe ich die illuminierten Schalter des originalen 993 - Moduls, welche ich nicht auftreiben konnte, durch Standardschalter in Kombination mit LEDs ersetzt, die den "On"-Status anzeigen.

Weiterhin habe ich jeder Delay-Einheit des T911-A 6mm Anzeige-LEDs für Ein- und (verzögertem) Ausgang des STrigger-Events verpasst. Moog hat das nie getan, was ich nicht so ganz verstehe, denn so eine optische Anzeige der zeitlichen Abfolge der Geschehnisse ist hilfreich bei der korrekten Verwendung der Module, ggf. bei der Fehlersuche.

Vollständiges Modul


Zum Vergrößern anklicken

Zum Vergrößern anklicken

Zum Vergrößern anklicken

Zum Vergrößern anklicken


Frontend / Human Interface

T993 Trigger Envelope Voltage Router

Die beiden obersten Schalter legen fest, welches der eingehenden STrigger-Ereignisse verarbeitet wird. Das Modul kann STrigger-Ereignisse aus zwei unterschiedlichen Quellen verarbeiten, also gibt es zwei Schalter. Wie der Beschriftung zu entnehmen ist, werden - wenn die entsprechenden Schalter auf "On" stehen - die STrigger-Ereignisse zum Eingang der oberen Delay-Unit des T911-A rechts geroutet.

Der linke Schalter der zweiten Reihe routet die oben erwähnten STrigger-Ereignisse zusätzlich zum linken ADSR-Modul der Funktionseinheit (s. o.). Der linke Schalter der dritten Reihe routet das (verzögerte) STrigger-Event des Ausgangs der oberen Delay-Unit zum mittleren ADSR. Der linke Schalter der vierten Reihe routet den Ausgang der unteren Delay-Unit zum rechten ADSR.
Der rechte Schalter der zweiten Reihe routet die ausgehende Hüllkurve des linken ADSR zum linken VCA der Funktionseinheit (s.o.). Der rechte Schalter der dritten Reihe routet die ausgehende Hüllkurve des mittleren ADSR zum mittleren VCA. Und der rechte Schalter der vierten Reihe routet die ausgehende Hüllkurve des rechten ADSR zum rechten VCA.
Alle Quellen und Ziele sind auf dem Frontpanel gelabelt.

T911-A Dual Trigger Delay

Im oberen Bereich des Fronpanels findet sich die erste STrigger Delay-Unit. Das Poti bestimmt die Verzögerungszeit, mit der das eingehende STrigger-Event an den Ausgang weitergeroutet wird. LEDs zeigen das eingehende und ausgehende STrigger-Ereignis an. Das T911-A kann auch ohne den T993-Router betrieben werden, wenn man für die STrigger-Ereignisse die Cinch Jones - Verbinder als Eingang (Buchse) und Ausgang (Stecker) benutzt.
Die zweite (untere) Verzögerungseinheit arbeitet genau so wie die erste.

In der Mitte des Frontpanels befindet sich noch ein Drehschalter, mit dem der Kopplungs-Modus der beiden Verzögerungseinheiten festgelegt wird. "OFF" bedeutet keine Kopplung, "PARALLEL" bedeutet, dass beide Delay-Units mit ein- und demselben STrigger-Event gefüttert werden, und "SERIES" meint, dass die beiden Verzögerungseinheiten kaskadiert, also hintereinander geschaltet werden, in dem der Ausgang der ersten Delay-Unit auf den Eingang der zweiten Delay-Unit geschaltet wird.

Beispiel

Ein netter Soundeffekt entsteht, wenn beide Delay-Units kaskadiert werden und das Keyboard - STrigger-Event zur ersten ADSR/VCA - Kombination, welche die Sound-Amplitude steuert geroutet wird, dann das verzögerte STrigger-Event der ersten Delay-Unit zum zweiten ADSR, der ein T904-A VCF steuert, geroutet wird und der verzögerte Ausgang der zweiten Delay-Unit zum dritten ADSR geroutet wird, der die Tonhöhe steuert (siehe YouTube-Video unten). Wenn jetzt eine Taste gedrückt wird, startet der Sound unmoduliert, nach einer kurzen Zeit beginnt der VCF, den Sound zu modulieren, und nach einer weiteren kurzen Verzögerung steigt die Tonhöhe.
So eine verzögerte Abfolge von Modulations-Ereignissen ist sehr wichtig in der elektronischen Musik, viel mehr als das gleichzeitige Starten komplexer Modulationen.


Schaltung

Schema einer einzelnen Delay-Unit: Achtung: Anklicken der Schaltung bedeutet Akzeptanz des Disclaimers am Seitenende! Bitte für weitere Schaltungs-Details die originalen Schaltpläne heranziehen..


STrig und die Cinch-Jones-Verbinder

Cinch Jones Buchse und Stecker

Das Gate-Event einer auf der Klaviatur gedrückten Taste oder eines erreichten Sequenzer-Schrittes folgt in vielen älteren Moog-Synthesizern, incl. Modularsystemen, einem anderen Konzept als bei anderen Synthesizer-Systemen üblich. Andere Synthesizer-Hersteller und Modularsysteme nutzen ein Gate-Event, welches physikalisch gesprochen eine binäre Steuerspannung von 0V (Gate aus) und irgend etwas zwischen 5 und 10V (Gate ein) darstellt. Diese binäre Steuerspannung wird bezogen auf die andreren Steuerspannungen des Systems nicht getrennt behandelt und kann auch für andere Zwecke als das "Spielen von Noten" benutzt werden.
Das Moog-Konzept weicht davon ab. Das Gate-Event hier ist keine Steuerspannung, sondern eine Stromsenke (STrigger) und sollte deshalb mit anderen Steuerspannungen nicht gemischt werden. Um eine versehentliche Verbindung zwischen Audiosignalen, Steuerspannungen und STriggern zu vermeiden, werden keine 1/4" - Klinkenstecker zur Übertragung des STriggers an die entsprechenden Module verwendet, sondern so genannte 2-Pol-Cinch-Jones Buchsen und Stecker. Die Buchse dient hier als Input, der Stecker als Output von STrigger-Ereignissen.
Die zweipolige Cinch-Jones - Verbindung beinhaltet zwei Klingen unterschiedlicher Breite auf der Steckerseite und entsprechende weibliche Gegenstücke bei der Buchse (siehe Bilder). Da das STrigger-Konzept eine Stromsenke darstellt, wäre eigentlich ein einzelner Pol zur Übertragung ausreichend. Das wird über die schmalere Klinge vorgenommen. Die breitere Klinge dient lediglich als Massereferenz für zusammengeschlossene Module, nicht als Abschirmung wie bei den Klinkenstecker-Verbindungen.


Schaltungsbeschreibung des T911-A Dual Trigger Delays

Ein eingehendes STrigger-Event erzeugt einen Spannunsgabfall am Eingangsknoten der Schaltung. Das erzeugt einen Spannungsabfall an den Basen von Q1 und Q2. Q1 macht auf (PNP), Q2 macht dicht (NPN) und der Timing-Kondensator C1 wird über R5 und das Frontpanel - Poti P1 (DELAY TIME) aufgeladen. Die Spannung von C1 wird durch den FET J1, der als Source-Folger arbeitet, gepuffert. Der interne Abstimm-Trimmer TR1, R9 und Q3 bilden einen Komparator, dessen Schaltschwelle durch TR1 festgelegt wird, also bestimmt dieser Trimmer die maximale Ladezeit, bis der Komparator den Transistor Q3 aufmacht. Dadurch schließt Q4, und Q5, der die Stromsenke für den STrigger-Output bzw. die nächste Delay-Stufe darstellt, macht auf.
Der STrigger-Eingang wird zusätzlich durch R13 und Q6 gepuffert und wird somit durch die LED angezeigt. Eine identische Anzeige ist für das (verzögerte) ausgehende STrigger-Ereignis über R15 und Q7 implementiert.
Die zweite Verzögerungseinheit arbeitet identisch.
Für die Kopplung der beiden Delay-Units leitet ein Drehschalter den Eingang der ersten Stufe im "PARALLEL"-Modus direkt an den Eingang der zweiten Stufe weiter, oder im "SERIES" - Modus den Ausgang der ersten Stufe. "OFF" entkoppelt die beiden Verzögerungsstufen und es wird keine Verbindung geschaltet.

Neue Bauteile

Ich versuche, meine Module so dicht am Original wie möglich zu bauen, aber ein paar Änderungen wurden durch die Verwendung neuerer Bauteiltypen nötig:

Bauteiländerungen

Neben der funktionalen Erweiterung durch die optischen STrigger-Anzeigen und den oben erwähnten allgemeinen Änderungen habe ich die folgenden Bauteilewerte angepasst:

Platine des T911-A Clone

  • Board-Maße: 160 x 100 mm
  • Links: Spannungsversorgung, T993 Routing - Verbinder zu den T902 VCAs
    Im Gegensatz zum originalen Konzept der Moog Modularsysteme versorge ich meine Schaltungen mit einer symmetrischen +15V/-15V Versorgungsspannung. Spannungsregler auf der Platine konvertieren das auf die benötigten +12 und -6V. Vorteil hiervon ist eine höhere Stabilität der Versorgungsspannung des Gesamtsystems.
  • Unten: Routing - Verbinder zu den T911 ADSRs und die T993 LED - Anschlüsse
  • Oben: die beiden Delay-Stufen

Zum Vergrößern anklicken

Zum Vergrößern anklicken

YouTube Video




Bei Fragen oder Anmerkungen:
Mail to:Carsten Tönsmann

Home


Link Disclaimer:
Wichtiger Hinweis zu allen Links: Mit Urteil vom 12. Mai 1998 - 312 O 85/98 - "Haftung für Links" hat das Landgericht (LG) Hamburg entschieden, dass man durch die Anbringung eines Links, die Inhalte der gelinkten Seite ggf. mit zu verantworten hat. Dies kann - so das LG - nur dadurch verhindert werden, dass man sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert. Hiermit distanzieren wir uns ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten Seiten auf unserer Homepage und machen uns diese Inhalte nicht zu eigen. Diese Erklärung gilt für alle auf dieser Website angebrachten Links.

Haftungsausschluss:
Die bereitgestellten Informationen auf dieser Web Site wurden sorgfältig geprüft und werden regelmäßig aktualisiert. Jedoch kann keine Garantie dafür übernommen werden, dass alle Angaben zu jeder Zeit vollständig, richtig und in letzter Aktualität dargestellt sind. Dies gilt insbesondere für alle Verbindungen ("Links") zu anderen Web Sites, auf die direkt oder indirekt verwiesen wird. Alle Angaben können ohne vorherige Ankündigung ergänzt, entfernt oder geändert werden. Alle auf dieser Website genannten Produktnamen, Produktbezeichnungen und Logos sind eingetragene Warenzeichen und Eigentum der jeweiligen Rechteinhaber.

Schematics:
Sämtliche Schaltpläne, Skizzen, Baupläne und Funktionsbeschreibungen auf den Seiten von www.analog-monster.de/* sind - falls nicht anderweitig gekennzeichnet - Eigentum von Carsten Tönsmann und dürfen lediglich für private Zwecke genutzt werden. Jegliche Haftung ist ausgeschlossen.